Die leidige Corona-Epidemie hatte noch zu Jahresbeginn und in den ersten Monaten 2022 alles in Bann gehalten. Persönliche Begegnungen waren nur vereinzelt und unter Vorsichtsmaßnahmen möglich. Das galt auch für unsere Vereinsarbeit. Erste Lockerungen waren dann für den weiteren Verlauf des Frühjahrs in Aussicht gestellt. Sollte sich der positiv einsetzende Trend verstetigen, wollten wir an unsere längst fällige, doch während der Corona-Epidemie immer wieder aufgeschobene Mitgliederversammlung denken. Wir konnten sie dann am 4.8.2022 in der ehemaligen Kantine in der vorübergehenden Unterbringung des Polizeipräsidiums in der Haroldstr. 5 abhalten. Die letzte Mitgliederversammlung hatte 2019 mit Rückblick und Rechenschaftslegung für das Jahr 2018 statt gefunden. Nachzuholen waren daher die Jahre 2019, 2020 und 2021. Für sie waren über die Tätigkeit des Vereins (sie waren zur Information der Mitglieder wie Anderer auf unsere Web-Seite gestellt), zu den Finanzen sowie der Prüfung der Kasse zu berichten, der Vorstand für die vergangenen Jahre zu entlasten, Neuwahlen für die Ämter des Vorsitzenden und des Beisitzers durchzuführen und einen Ausblick auf das laufende Jahr 2022 zu geben.
Bei dem Gedenken an die aus Düsseldorf deportierten jüdischen Menschen am Internationalen Auschwitz-Tag am Mahnmal in Derendorf, dann an den Gedenken an die Aktion Rheinland am 16. April 1945 und an das Pogrom des 9. November 1938 waren wir auch im Jahr 2022 mit einem Blumengesteck wie auch persönlich dabei.
Übers Jahr verteilt gab es wieder etliche, teils ganz unterschiedliche Anfragen an unseren Verein; hier einige Beispiele: So sammelte jemand Abbildungen des preußischen wie des Reichsadlers im öffentlichen Raum und veröffentlichte sie mit entsprechenden Erläuterungen; unsere Adler am Polizeipräsidium hatte er schon Heft veröffentlicht; doch im Kontext war einiges zu ergänzen und richtig zu stellen. Ein Anderer suchte nach Belegen zu seinem Großvater; wir hatten etwas gefunden und ihm Kopien geschickt. Ein anderer suchte nach seinem Großvater, der im 11. Revier Dienst getan hatte; Unterlagen haben wir nicht gefunden, wohl ein Foto vom Eingang des ehem. 11. Reviers, das wir ihm mit Hinweisen auf weitere Recherchemöglichkeiten zusandten. Prälat Prof. Dr. Moll, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts machte uns auf die „mit dem Jürgensplatz und ganz Düsseldorf verbundenen christlichen Gewaltopfer der NS-Zeit“ und seine veröffentlichte Sammlung mit den entsprechenden Biografien aufmerksam. Herr Norber Böhnke, Halle, bedankte sich für die Kontakte und erwiesenen Auskünfte und Gespräche mit der Übersendung von zwei Bänden der Jahrbücher für hallische Stadtgeschichte zu im mitteldeutschen Aufstand eingesetzten Düsseldorfer Polizisten. Eine Anfrage nach Unterlagen nach einem SD-Mann konnten wir nur mit weiteren Nachfrage-Hinweisen beantworten. Nachgefragt für ein Filmprojekt wurden Fotos über Prostitution (Kellerprostitution) in Düsseldorf (der Film „Geschichte der Sittenpolizei“ war am 27.5.2023, 20.15 Uhr im ZDF info gesendet worden). Es gab Schriftverkehr mit einer Enkelin, die an einer Erinnerung an Ihren Großvater arbeitete, der – da Kommunist - in der NS-Zeit im Polizeigefängnis zur Verfügung der Gestapo eingesessen war. Wir konnten einige ältere Fotos vom Polizeigefängnis zur Illustrierung zur Verfügung stellen und erhielten zum Dank ein Exemplar für unsere Bibliothek.
Manche dieser Anfragen waren zunächst an die Polizeibehörde gegangen und wurden aufgrund ihres historischen Inhalts an uns weitergeleitet, so eine Anfrage des Geschichtsvereins Düsseldorf-Urdenbach nach einer Siedlung „Umbruch“ in den 1930er Jahren (für Straßenbenennungen war damals der PP zuständig). Nach einigen Recherchen konnte geklärt werden, dass es eine neue Siedlung in Urdenbach war.
Wieder gab es eine Anfrage zur Nutzung von Ausschnitten aus dem alten Polizeifilms „Dienst am Volk“, jetzt von einem Lektor für Polizeigeschichte an der niederl. Polizeiakademie. Eine weitere Anfrage im Herbst 2022 betraf die Einstellung von Kriminalwachtmeisteranwärterinnen in Düsseldorf im Jahr 1969 (Artikel im „stern“ v. 24.8.1969) sowie für einen Besuch des Präsidiums, um einen Eindruck von der Örtlichkeit zu gewinnen. Leider konnten wir da nicht weiterhelfen, da uns Unterlagen aus dieser Zeit nicht bekannt waren und das Präsidium Baustelle ist; wir konnten nur auf die Fotos in unser Bildgalerie auf der Webseite verweisen. Interessant war die Anfrage eines Rechtsanwalts nach Kenntnissen über die „Bundesdisziplinarkammer X“, die zeitweilig im dem Polizeipräsidium benachbarten Gebäude der OFD untergebracht war. Er arbeitet darüber; doch hatten wir darüber keine Kenntnisse. Eine eigene Anfrage an das Geheime Preuß. Staatsarchiv in Berlin nach dortigen Unterlagen zu Polizeipräsident Hans Langels blieb ohne Ergebnis. Uns erreichten auch wieder Anfragen zu der Geschichte des Pol.Res.Btl. 67 in Essen, an der ein Mitglied unseres Vereins arbeitet sowie nach dem Erscheinen der Arbeit.
Die Aufgabe alter historischer Polizeigebäude in Essen durch die dortige Polizeibehörde verführte zu einem längeren Artikel über die Bedeutung dieser Bauten für die Polizei- als auch die Architekturgeschichte und der kritischen Frage, ob sich die Polizei aus ihrer Geschichte verabschieden wolle. Der Artikel mit Hinweisen auf die NS-Vergangenheit der Polizei in Duisburg, Essen und Oberhausen ist auf unserer Webseite eingestellt. Zu erwähnen wäre auch eine Führung durch die Baustelle des Polizeipräsidiums Düsseldorf mit leitenden Bauleuten der Firmen, die an der Sanierung arbeiten, um ihnen Geschichte und Bedeutung des Bauwerks zu erläutern. Aus dem Nachlass eines Künstlers konnten wir eine ganze Sammlung alter Architekturfotos vom Polizeipräsidium übernehmen, die dort schon einmal gezeigt worden sind und sich für eine erneute Präsentation nach Beendigung der Sanierung des historischen Baus eignen.
Weiter arbeiten wir mit einigen Mitgliedern an der Sichtung, Sortierung und Archivierung unseres Foto-Bestandes sowie an der Erarbeitung von Personen- und Sachregistern zur Erschließung der Düsseldorfer Nachrichtenblätter und Kommando-Befehle aus der NS Zeit.
Wichtig war und ist uns, die Kontakte zu den anderen Institutionen, die sich um die Düsseldorfer Geschichte wie Polizeigeschichte bemühen, wie die Mahn- und Gedenkstätte in Düsseldorf, der Erinnerungsort „Alter Schlachthof“, der Düsseldorfer Geschichtsverein, das Stadtarchiv, die Arbeitsgruppe an der Hochschule für Polizei und Verwaltung NRW für das Projekt der „Polizeihistorischen Landkarte NRW“, und auch das Landesarchiv, Abt. Rheinland, in Duisburg, weiterhin aufrecht zu erhalten und zu vertiefen. Dem Landesarchiv in Duisburg konnten wir zur Präsentation der – von der Mahn- und Gedenkstätte erarbeiteten - Wanderausstellung „Die Kommissare“ mit der Ausleihe eines Satzes alter Kriminalmarken sowie dem Hinweis auf mögliche andere Leihgeber helfen.
Weiter in Arbeit sind – bald abschließend - die Geschichte des Pol.Res.Btl. 67, weiter eine Geschichte des historischen Polizeipräsidiums Düsseldorf und eine Polizeigeschichte Düsseldorf (eine im allgemeinen Lockdown begonnene „Baustein-Sammlung“).
Unser Polizeigeschichtsverein „Geschichte am Jürgensplatz e.V.“ ist nur ein kleiner gemeinnütziger Verein. Doch es gibt – wie Sie sehen und lesen – viel zu tun und aufzuarbeiten an der Geschichte der Düsseldorfer Polizei. Wir freuen uns daher auf jde/jeden, die/der an dieser Arbeit Interesse hat und aktiv wie auch unterstützend mit dabei sein möchte.
Michael Dybowski, Vorsitzender, 20.6.2023